All Eyes on Sudan and Congo

Deutsch

Veröffentlicht in Lautschrift (Juli 2024).

Alles begann mit der Kolonisierung Kongos durch Belgien vor 140 Jahren, durch sein Mineralienreichtum war er von besonderem Interesse. Die Sklavenarbeit auf Plantagen und Ausbeutung der natürlichen Ressourcen kosteten Millionen Menschen das Leben. Durch den Kolonialismus wurde das Land unterentwickelt und zählt heute zu den fünf ärmsten Ländern der Erde. Zwar wurde der Kongo 1960 ein unabhängiges Land, doch die neuen Machthaber führten die kolonialen Verhältnisse nur in anderer Form fort, denn nach wie vor haben verschiedene Mächte ein Interesse an den Rohstoffen im Kongo. Heute werden vor allem Cobalt und Coltan abgebaut, die für Smartphones, Computer aber auch Elektroautos gebraucht werden. Aufgrund seines Ressourcenreichtums versuchen auch regionale Mächte, Einfluss im Kongo zu gewinnen. Hier spielt besonders das Nachbarland Ruanda eine tragende Rolle.

Ruanda wird zur Regionalmacht

Seit dem Ende des Völkermords im Jahr 1994 ist Ruanda unter der Herrschaft von Paul Kagame. Er hat Ruanda zu einer Regionalmacht aufgebaut und gleichzeitig jede Opposition unterdrückt. Damit konnte sich Ruanda als stabiler Partner des Westens darstellen. Oppositionelle werden verhaftet und ermordet, Personen in der Landeshauptstadt, die arm aussehen, werden weggesperrt. Den Westen stört das allerdings nicht, Kagame wurde vom Oberbefehlshaber der NATO-Streitkräfte als „Visionär“ beschrieben. Die USA haben das ruandische Militär ausgebildet, Kagame bildete sich sogar an einer US-Militärakademie weiter. Dieses US-trainierte Militär benutzt Ruanda, um langsam, aber stetig seine Kontrolle über den Kongo zu erweitern. Nach dem Ende des Völkermords in Ruanda flohen daran beteiligte Milizen in den Kongo. Ruanda nahm dies als Anlass, um 1996 mit militärischer und logistischer Unterstützung durch die USA in den Kongo einzufallen und eine eigene Marionette einzusetzen. Die Invasion glückte, jedoch verlangte der eingesetzte Präsident danach, dass sich Ruanda zurückziehe, was zu einer zweiten Invasion im Jahr 1998 führte.

Zerfall des Kongo

Der Kongo zerbrach an den Angriffen Ruandas. So führten die großen Vertreibungen zu Konflikten über Landbesitz im Osten, welche aufgrund der neokolonialen Wirtschaftsordnung immer noch von großen Plantagen dominiert ist. Der Großteil der Bevölkerung, schon vom Landbesitz ausgeschlossen durch die Plantagen, war nur im Wettbewerb mit den Vertriebenen um Landbesitz. In dieser Situation gründeten sich Milizen, die versuchten, im Namen von verschiedenen Gruppen deren Anspruch auf Landbesitz durchzusetzen. Diese Milizen wurden dann von verschiedenen Seiten gefördert, um ihre Interessen zu vertreten.
Ruanda geht in die Offensive Die wichtigste dieser Milizen ist die durch Ruanda geförderte Miliz „M23“. Seit 2023 besetzt sie immer größere Gebiete und steht somit in Zusammenhang mit Ruandas Behauptung als eigenständige Macht in Afrika, insbesondere als Gegenspieler zu Südafrika. So ersetzte Ruanda Südafrika in Mosambik als Militärpartner. Truppen wurden in den Norden Mosambiks entsandt, um ein 20 Milliarden teures Gas-Projekt des französischen Unternehmen Totals zu verteidigen. Im Gegenzug überwies Frankreich 495 Millionen an Ruanda. Ruanda sicherte sich damit Zugang zu Minen und landwirtschaftlichen Bereichen, während Frankreich sein Unternehmen beschützen konnte. Die M23-Offensive ist ein weiterer Versuch Ruandas, seine Macht auszuweiten.

Ruanda geht in die Offensive

Die wichtigste dieser Milizen ist die durch Ruanda geförderte Miliz „M23“. Seit 2023 besetzt sie immer größere Gebiete und steht somit in Zusammenhang mit Ruandas Behauptung als eigenständige Macht in Afrika, insbesondere als Gegenspieler zu Südafrika. So ersetzte Ruanda Südafrika in Mosambik als Militärpartner. Truppen wurden in den Norden Mosambiks entsandt, um ein 20 Milliarden teures Gas-Projekt des französischen Unternehmen Totals zu verteidigen. Im Gegenzug überwies Frankreich 495 Millionen an Ruanda. Ruanda sicherte sich damit Zugang zu Minen und landwirtschaftlichen Bereichen, während Frankreich sein Unternehmen beschützen konnte. Die M23-Offensive ist ein weiterer Versuch Ruandas, seine Macht auszuweiten.

Imperialistische Konfrontation

In den sozialen Medien wird vor allem die schwere Situation der Menschen im Kongo thematisiert: Millionen von Menschen sind auf der Flucht vor Rebellen, die Minen sind umkämpft und der Abbau von Cobalt und Coltan findet unter menschenunwürdigen Bedingungen statt. So ist es bekannt, dass auch Kinder in den Minen arbeiten, die Rate von Vergewaltigungen enorm hoch ist und auch als Mittel der Vertreibung eingesetzt wird. Gerade auf diese unwürdigen Bedingungen hinzuweisen, aber auch die Hintergründe der Situation aufzudecken, ist wichtig. Denn mit den verschärfenden Konflikten zwischen USA, EU und China wird sich das Interesse am Kongo stärken, zurzeit besitzt China die meisten industriellen Minen im Kongo. Die Rohstoffe des Kongo sind essenziell für die Produktion von Technologien, insbesondere Handys und Elektroautos. Die instabile Lage im Kongo ist für die westlichen Mächte insofern von Vorteil, als sie auch zu einer Schwächung Chinas führt. Das wahre Gesicht zeigt sich darin, dass das Leid der Menschen im Kongo von den verschiedenen Mächten im Interesse der Rohstoffgewinnung in Kauf genommen wird.

Nachleben des Kolonialismus

15. April 2023: Waffenschüsse in der Hauptstadt des Sudans. Damit begann der Bürgerkrieg, welcher zwischen dem sudanesischen Militär und den Rapid Support Forces (RSF) ausgetragen wird. Dieser hat 10 Millionen Menschen vertrieben, während mehr als eine halbe Million Sudanesen drohen zu verhungern. Der Ursprung der RSF liegt im Darfuraufstand im Jahr 2003. Eine Region des Sudans, die lange von der Regierung ausgebeutet und unterdrückt wurde. In dieser multiethnischen Region spielte der Staat Ethnien gegeneinander aus. Sie bewaffneten die arabische Gemeinschaft, es entstanden die Dschandschawid, übersetzt „Teufel auf Pferden.“ Es kam zu Massakern, Vergewaltigungen, Vertreibung und andere Kriegsverbrechen an der nicht-arabischen Bevölkerung. Aus dieser Miliz formierte sich die RSF.

Paramilitärisches Unternehmertum

Der Sudan musste 2005 ein Friedensabkommen mit den Rebellen im Südsudan schließen, der ihnen ein Unabhängigkeitsreferendum erlaubte. Der Verlust des Südsudans führte zum Verlust von 75% des Öleinkommens. Der sudanesische Staat musste neue Einkommensquellen finden, dort war die RSF federführend, denn sie hat durch die Monopolisierung des Exports von Gold ein Wirtschaftsimperium aufgebaut. Dieses wird über die Vereinigten Arabischen Emirate an den Weltmarkt gebracht. So bestand 45% der gesamten Exporte des Sudans im Jahr 2022 nur aus Gold.

Europäische Unterstützung für Massenmörder

Wenig später entschied sich die RSF auch, sich durch das Entsenden von Söldnern – unter anderem auch für den Westen – zu finanzieren. So entsandten sie 16.000 Söldner in den Jemen, welcher der durch den Westen unterstützten Seite diente. Besonders hohe Einnahmen konnten sie sich jedoch durch Flüchtlingsdeals mit der Europäischen Union aneignen, da die EU nach der Flüchtlingswelle von 2015 darauf fokussiert, Europa abzuschotten. Die Europäische Union sah die Notwendigkeit, Fluchtrouten zu kontrollieren, um die Zuwanderung von Geflüchteten nach eigenem belieben kontrollieren zu können. Dafür braucht es lokale Partner, ob „demokratisch“ oder nicht. So begann die Europäische Union, mit Libyen, Mali, Tunesien und auch dem Sudan zu kooperieren. Im Sudan investierten sie über 500 Millionen Euro, um das sudanesische “Migrationsmanagement” zu verbessern. Ein Großteil dieses Geld ging an die RSF, welches die Grenzen des Sudans bewachte, während europäische Berater die RSF auch noch trainierten. Dies gab ihr die Möglichkeit, sich zu legitimieren und ihre Macht auszubauen. Ohne die Förderung der RSF durch Europa wäre es unmöglich gewesen, es mit dem sudanesischen Militär aufzunehmen.

Waffen aus aller Welt morden im Sudan

Der Krieg im Sudan hat sich schon längst zu einem globalen Krieg entwickelt: die RSF benutzt israelische Waffen, wird unterstützt vom russischen Paramilitärtrupp „Wagner“, während das sudanesische Militär Hilfe durch Kommandos des ukrainischen Geheimdiensts, der Türkei und Ägypten bekommt. So gibt der Zugang zum Roten Meer, die fruchtbaren Böden und die reichen Schätze dem Sudan eine große Bedeutung, da die Sicherung des Sudans für ihre geoökonomischen und geostrategischen Interessen wichtig ist. Diejenigen, die unter dem Ausfechten dieses Interessenkriegs leiden, sind die Menschen im Sudan. So führen das sudanesische Militär und die RSF einen Krieg gegen die Zivilbevölkerung, weder das Militär noch die Rapid Forces stehen auf Seite der Völker des Sudans. Dafür müssen jedoch endlich die Waffenlieferungen der verschiedenen Staaten beendet werden und diese sich aus dem Sudan zurückziehen.